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Der Begriff Hormon kommt aus der griechischen Sprache: horman heißt "in Bewegung setzen, antreiben". Hormone sind komplexe chemische Botenstoffe, die Reaktionen im Körper in Gang bringen und Organe zu bestimmten Tätigkeiten anregen. Sie lassen sich als Wirkstoff nur über das Blut nachweisen und sind unter dem Mikroskop nicht sichtbar. Hormone haben eine große Bedeutung für den Körper, denn sie steuern und koordinieren seine chemischen Abläufe in Abstimmung mit den verschiedenen Regelkreisen. Sie sind an allen Lebensvorgängen beteiligt und sorgen für den Ausgleich im Energiehaushalt. Sie spielen in der vielschichtigen Welt der Gefühle eine wichtige Rolle und sind für manche Stimmungsschwankung verantwortlich. Im Verhalten der Geschlechter zueinander, insbesondere in der Fortpflanzung mit all ihren geheimnisvollen Spielregeln, ziehen sie die Fäden.


Die Hormonforschung, die Endokrinologie (endokrin = mit innerer Sekretion verbunden), die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, geht davon aus, dass es etwa tausend verschiedene Hormone im Körper gibt. Bis heute sind aber noch nicht mehr als hundert erforscht.

Jedes Hormon hat eine bestimmte Aufgabe, die es in Zusammenarbeit mit allen anderen Beteiligten des Kommunikationssystems im Körper erfüllt. Für die Koordination stehen dem Organismus zwei Systeme zur Verfügung: das Nervensystem und das Hormonsystem.

Das Nervensystem kann man mit einem komplizierten technischen und weit verzweigten Kommunikationssystem vergleichen, in dem Informationen auf Leitungswegen übertragen und verarbeitet werden. Jede Nachricht wird verschlüsselt als eine Folge des Ionenausgleichs über die Nervenbahnen geleitet. In den so genannten Synapsen, den Kontaktstellen zwischen zwei Nervenzellen, wird die Information in chemische Signale umgewandelt.

Alle Veränderungen und Kräfteverschiebungen, die entweder innerhalb unseres Körpers stattfinden oder die von außen auf ihn einwirken, werden an die Zentrale im Gehirn gemeldet. Dort werden diese Informationen sortiert und verarbeitet. In einem nächsten Schritt löst das Gehirn wieder über das Nervensystem die Produktion und Bereitstellung von Hormonen aus. Während das Nervensystem in diesen Prozessen vorrangig die Aufgabe der schnellen und gezielten Informationsübertragung übernimmt, ist das Hormonsystem hauptsächlich für die langsamere und umfassende Steuerung der Zellfunktionen zuständig, die mit einer ständigen, der jeweiligen Situation angemessenen Bildung von Hormonen in den dafür zuständigen Organen wie zum Beispiel der Schilddrüse einhergeht.

Die Hormone sind als Botenstoffe die Überträger der Informationen, die die Zellen in den Zielorganen zu den gewünschten Reaktionen veranlassen. Bei Bedarf machen sie sich über die Blutbahnen auf den Weg und setzen gezielt in den Organen oder Stoffwechselprozessen an, in denen sie benötigt werden und ihre Aufgabe zur Regulation verrichten sollen. Damit sich das Hormon und seine entsprechende Zielzelle im Körper finden und aufeinander reagieren, werden sie von einem Erkennungssystem geleitet: Passen die Information des Hormons und der Rezeptor der Zelle zusammen, können sie aneinander andocken.

Die vegetativen Regulationen für das Wachstum, die Erhaltung, Fortpflanzung und Einsatzbereitschaft des Körpers werden sowohl über das Hormonsystem als auch über das vegetative Nervensystem vermittelt. Dieses Zusammenwirken der beiden Systeme erfordert konstant eine enge Koordination.

Für diese Koordination ist der Hypothalamus zuständig. Er ist Teil des Zwischenhirns und koordiniert die Nervenimpulse, die für die Produktion der benötigten Hormone notwendig sind. Er hat eine enge Verbindung zur Großhirnrinde, die alle akustischen und optischen Wahrnehmungen, alle Sinneseindrücke und alle Wärme- und Kältereize verarbeitet. Darüber hinaus kontrolliert er das limbische System in unserem Gehirn, in dem alle Gefühle, Gedanken und Empfindungen zusammenlaufen und gespeichert werden. Im Hypothalamus werden auch alle wichtigen unbewussten Lebensvorgänge des vegetativen Nervensystems koordiniert: Temperaturregulation, Wach- und Schlafrhythmen, Atmung, Blutdruck, Hunger und Durst, Wasserhaushalt, Sexualfunktionen etc. Der Hypothalamus ist der "Chef" des gesamten Hormonsystems, und seine "Mitarbeiter" sind über den ganzen Körper verteilt tätig und hierarchisch organisiert.

Der Hypothalamus achtet penibel darauf, dass das Gleichgewicht im Hormonsystem immer gewährleistet ist. Da auch das Hormonsystem nach dem kybernetischen Kompensationsprinzip arbeitet, orientiert er sich dabei an vorgegebenen Soll-Werten. Er lässt sich von seinen Mitarbeitern sofort melden, wenn irgendwo im Organismus ein Ungleichgewicht entsteht, und gibt Anweisungen, wer was zu tun hat, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann.

Die Hirnanhangdrüse, Hypophyse genannt, ist die Assistentin des Hypothalamus und steht mit ihm in enger Verbindung. Sie bilden eine übergeordnete Funktionseinheit für hormonelle Regulationen. Die Hypophyse hat zwei Möglichkeiten zu reagieren, wenn sie eine Anweisung vom Hypothalamus zum korrigierenden Eingreifen bekommt: Sie kann einerseits selbst aktiv werden, indem sie eigene Hormone produziert und dahin schickt, wo sie benötigt werden. Oder sie gibt den Auftrag zur Produktion von Hormonen an andere Drüsen weiter, damit dort diese Hormone produziert werden: an die Nebenniere, die Schilddrüse und die Geschlechtsdrüsen Hoden und Eierstöcke.

Die Nebenniere produziert zum einen Cortisol, ein Hormon, das Entzündungen hemmt und dem Körper in Belastungssituationen hilft, vor allem Herz, Kreislauf und Psyche zu schützen. Zum anderen produziert sie Aldosteron, ein Hormon, das den Kalium-Natrium-Haushalt kontrolliert und damit den Wasserhaushalt im Körper reguliert.

Die Schilddrüse produziert die beiden Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Sie dienen der Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Energiebilanz im Körper und ermöglichen, dass der Stoffwechsel dem jeweiligen Bedarf angepasst wird. In dieser Aufgabe sind sie so vernetzt, dass sie über die körperliche Ebene hinaus auch stark das psychische Gleichgewicht beeinflussen.

In den Hoden wird das männliche Geschlechtshormon Testosteron produziert. Es entfaltet erstmals im Embryoalter seine Wirkung bei der Geschlechtsdifferenzierung. Obwohl bei der Vereinigung von einer Eizelle und einer Samenzelle, die das jeweils bestimmende Chromosom in sich trägt, die Entscheidung für das Geschlecht des neuen Lebewesens fällt, hat das Embryo noch bis zur siebten Lebenswoche männliche und weibliche Anlagen gleichermaßen. Der nächste Produktionsschub des Testosterons setzt kurz vor der Pubertät ein. In dieser Phase leitet das Testosteron die Prozesse des Wachstums und der Muskelbildung, der geschlechtsspezifischen Behaarung und der Samenbildung ein. Das Testosteron wird beim gesunden erwachsenen Mann bis zu seinem Lebensende produziert, kann aber je nach Lebensumständen in seiner Konzentration und Wirkkraft variieren. Die Zeugungsfähigkeit lässt zwar mit zunehmendem Alter nach, sie versiegt aber nicht.

Die Eierstöcke produzieren Östrogene und Gestagene, zum Beispiel Progesteron. Diese weiblichen geschlechtspezifischen Hormone sind vielfältiger als die des Mannes. Sie sind für die typisch weiblichen Merkmale der Figur, der Haut und der Körperbehaarung verantwortlich. Darüber hinaus steuern sie die Eireifung und damit den Menstruationszyklus. Während der Schwangerschaft, also während der komplexen Abläufe zwischen Befruchtung und Geburt, und in der Stillzeit danach wirken die verschiedenen weiblichen Hormone miteinander vernetzt in einer fein nuancierten Abfolge.

Die Hormonproduzenten Nebenniere, Schilddrüse, Hoden und Eierstöcke geben ihre Informationen weiter an die Bereiche des Körpers, in denen in einem nächsten Schritt aktiv gearbeitet und kompensiert wird: Das Cortisol aus der Nebenniere wirkt vor allem in der Muskulatur und in der Haut sowie im gesamten lymphatischen System. Die Schilddrüsenhormone setzen im Stoffwechsel und in den Organen an. Östrogen und Testosteron haben einen regulierenden und steuernden Einfluss in den Geschlechtsorganen und dem Lustzentrum.

Neben den Hormondrüsen, die im Körper zusammenarbeiten, gibt es weitere Hormondrüsen, die als Einzelkämpfer agieren: das Nebennierenmark, die Zirbeldrüse und die Bauchspeicheldrüse. Das Nebennierenmark schüttet Adrenalin und Noradrenalin bei Gefahren- und Stresssituationen aus. Die Zirbeldrüse produziert Melatonin, ein Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus regelt. Die Bauchspeicheldrüse stellt Insulin und Glukagon her, die beide den Blutzuckerspiegel regulieren.

Am Beispiel des Hormonhaushalts wird das Prinzip der Kompensation, mit dem unser Körper mit seinen Regelkreisen auf die verschiedensten Lebenssituationen reagiert, eindrucksvoll deutlich. Ausgerichtet auf die jeweiligen von der Natur vorgegebenen Soll-Werte, wird die Produktion der einzelnen Hormone entweder angekurbelt, gedrosselt oder gestoppt. Dieses Zusammenspiel, das so völlig unabhängig von unserem Willen und Bewusstsein abläuft, hat einen großen Einfluss auf die Qualität unseres Lebens.


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Es muss eine Stunde am Tag geben, wo der Mensch, der zu reden hat, verstummt.

Es muss eine Stunde geben, wo der Mann der Entschlüsse seine Entschlüsse beiseite schiebt, als wären sie alle zerronnen, und wo er eine neue Weisheit lernt: die Sonne vom Mond zu unterscheiden, das Meer vom festen Land und den Nachthimmel von der Wölbung eines Hügels.
 
Thomas Merton
(1915 - 1968)