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Stress

Es gibt im Leben eines jeden Menschen immer mal wieder Phasen, in denen das Vegetativum überbeansprucht wird und mit einem gestörten Gleichgewicht reagiert. Solch eine Situation wird oft mit dem Begriff "Stress" umschrieben. Vor fünfzig Jahren kannte kaum jemand dieses Modewort unserer heutigen Zeit. Lediglich Physiker beschrieben mit diesem Wort eine "mechanische Spannung".

Unter Stress versteht man allgemein alles, was den Körper kurz- oder langfristig, von innen oder von außen unter Druck setzt. Manchmal und kurzzeitig kann Stress positiv sein und uns zu Leistungen herausfordern, die wir sonst nicht schaffen würden. Jeder Mensch braucht Belastungen und Herausforderungen, um sich immer wieder in der Auseinandersetzung mit der Umwelt zu behaupten und Neues zu lernen.

Immer dann, wenn eine Situation oder Lebensphase für uns eine Überforderung bedeutet, reagiert unser Vegetativum nach wie vor archaisch mit den von der Natur vorgesehenen körperlichen Reaktionen:

Über die Nervenbahnen und die Hormone werden fein differenzierte, komplexe Informationen an die jeweiligen Orte im Organismus geleitet, die reagieren sollen und müssen. Das Herz fängt an, schneller zu schlagen, der Blutdruck steigt, die Schweißproduktion wird erhöht, die Verdauung wird entweder ausgeschaltet (Verstopfung) oder auf Hochtouren gefahren (Durchfall), der Magen wird geringer durchblutet, be stimmte Arterien werden weit gestellt, damit mehr Blut ins Gehirn fließen kann. Der Körper wird auf Angriff oder Flucht eingestellt, auch wenn das heutzutage eher unrealistische und unangemessene Reak-tionsmöglichkeiten auf "Bedrohungen" im Alltag sind. Zeigen sich in der Folge körperliche Reaktionen, ordnen wir sie naheliegenderweise dem jeweiligen Organ oder Organsystem zu, an dem wir diese Symptome haben, und bringen sie nicht mit den gesamtkörperlichen Vorgängen bei einer Stressbelastung in Verbindung. Das Organ ist aber in diesen Fällen - zumindest am Anfang - noch nicht beschädigt: Der Magen ist beispielsweise nach einer Magenspiegelung "ohne Befund", der Darm ist nach einer Darmspiegelung "ohne Befund", das Herz zeigt beim EKG "keinen Befund":

"Man findet nichts." Die Medizin umschreibt diesen Zustand mit dem Begriff vegetative Dystönie.

In solchen Situationen sollten wir an unser Aufpass-System, das Vegetativum, denken. Es lässt sich nicht "beschummeln", indem wir uns immer wieder vormachen, dass doch alles gar nicht so schlimm ist und wir weiter durchhalten können. Seine Warnzeichen sollen uns signalisieren, dass es darum geht, dieser Realität ins Auge zu schauen und nach Wegen zu suchen, das Ungleichgewicht wieder auszugleichen.

Wenn der Körper unter Stress steht, gibt es eine interessante Verknüpfung im Organismus: Durch die enge Verzahnung des vegetativen Regelsystems mit dem chemischen Regelkreis und seinen Stoffwechselvorgängen gerät der Säure-Basen-Haushalt analog zum Ungleichgewicht des Vegetativums in die Schiefläge und umgekehrt.

Wenn wir über längere Zeit unter Druck stehen, reagiert unser Vegetativum mit dem Sympathikus, dem für die Aktivität zuständigen Teil des Vegetativums. Der Organismus wird vom Sympathikus auf ständige "Hab-Acht-Stellung" gebracht: Er setzt die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin frei, er beschleunigt den Herzschlag, erhöht den Blutdruck usw.

Zum aktiven Teil des Vegetativums, zum Sympathikus, gehört auch, dass der Organismus mehr Säure produziert. Nehmen wir in solch einer Situation nicht ausreichend basische Kost zu uns, sondern im Gegenteil Säure produzierende Lebensrnittel wie zürn Beispiel Kaffee oder Süßigkeiten, und geben wir dem Organismus darüber hinaus auch nicht ausreichend Gelegenheit, sich wieder zu entspannen, also dem Parasympathikus wieder das Ruder in die Hand, schaukeln sich Sympathikus und Übersäuerung im Körper gegenseitig hoch. Säure lässt auch dann Stresshormone aktiv werden, wenn es gar keinen Grund mehr dafür gibt, und der Körper bleibt trotzdem noch in "Hab-Acht-Stellung", obwohl eigentlich Entspannung angesagt wäre: Das Hamsterrad dreht sich und dreht sich...

Wir werden an dieser Stelle auf drei Beispiele genauer eingehen, die in unserer westlichen Gesellschaft sehr verbreitet sind und unter anderem auch auf ein Ungleichgewicht im Vegetativum zurückgeführt werden können: Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Migräne sowie diffuse Magen- und Darmbeschwerden, die keine organischen Ursachen haben und auf Störungen in unserem "Bauchhirn" zurückzuführen sind.

 

 


     


Es muss eine Stunde am Tag geben, wo der Mensch, der zu reden hat, verstummt.

Es muss eine Stunde geben, wo der Mann der Entschlüsse seine Entschlüsse beiseite schiebt, als wären sie alle zerronnen, und wo er eine neue Weisheit lernt: die Sonne vom Mond zu unterscheiden, das Meer vom festen Land und den Nachthimmel von der Wölbung eines Hügels.
 
Thomas Merton
(1915 - 1968)